18. Juni 2013 · 20:13
Vielleicht habe ich es schon einmal erwähnt. Während meines Praktikums lese ich eigentlich zwei Bücher gleichzeitig. Also nicht zur selben Zeit, das wäre verrückt, aber eines habe ich immer in meiner Tasche, also das Fahrbuch oder auch Straßenbahnbuch genannt 🙂 und das Zweite dient als Gute-Nacht-Buch. Zweites kommt immer etwas zu kurz weil Dinge, wie Computerspiele, Serien, Stricken und vor allem die abendliche Müdigkeit dazwischen kommen.
Als letztes lag Jane Austens „Mansfield Park“ neben meinem Bett und Herbert George Wells „Die Zeitmaschine“ begleitete mich zum Praktikum. An Mansfield Park habe ich sehr lange gelesen, die Gründe dafür habe ich ja schon genannt. Es hat mich nicht so fasziniert wie es „Stolz und Vorurteil“ vor einem Jahr getan hat, aber trotzdem war es eine schöne Geschichte. Es handelt vom Leben und vor allem von den Empfindungen der jungen Fanny und begleitet sie über einige Jahre. Fanny Price stammt ursprünglich aus ärmlichen Verhältnissen, wächst jedoch bei der reichen Familie ihrer Tante und ihres Onkels auf. Zunächst wird ihr immer wieder deutlich gemacht, dass sie nicht vom gleichen Stand ist, wie ihre Cousinen und sich daher nicht einbilden sollte, die gleichen Rechte wie sie zu erhalten. Gleichzeitig soll sie sich die Güte ihrer Verwandten immer wieder vor Augen führen und sie so gut sie kann im Haushalt unterstützen. Fanny entwickelt sich mit den Jahren zu einer bescheidenen und pflichtbewussten jungen Frau heran, die am Ende fast niemand missen will, vor allem ihre Tante Lady Bertram kommt ohne sie nicht zurecht, oder will es zumindest nicht.
Ich bin der Meinung, dass sich die Geschichte nur schwerlich entwickelt und es passiert Einiges (über viele Seiten), was die Handlung nicht voran bringt und mich etwas langweilte. Nun gut, man erfährt sehr früh, dass Fanny sich in ihren lieben Cousin Edmund verliebt doch versucht im späteren Teil des Buches ein ganz Anderer ihr Herz zu gewinnen. Erst scheint Henry Crawford ein Einzelgänger und Frauenheld zu sein, doch durch Fanny versucht er sich zu bessern, was man ihm nur zu Gute halten kann. Doch die junge Frau versperrt sich seinen Liebesbezeugungen. Erst hier fesselte mich die Handlung an das Buch. Ich habe mit Freuden gespannt gelesen, mit welchen Tricks Henry versucht Fanny von sich zu überzeugen. Enttäuschend war daher der Schluss, der … na ja vollkommen anders endete als erwartet. Er fühlt sich aufgesetzt und erzwungen an. Regelrecht gehetzt, so als hätte Austen nur noch 5 Seiten Zeit gehabt die Geschichte schnell enden zu lassen. Ich möchte hier nicht zu viel verraten darum höre ich lieber auf, aber ich würde gerne Eure Meinung zu dem Buch und im Speziellen zum Ende erfahren!
Absolut gefesselt hat mich jedoch H.G. Wells „Die Zeitmaschnine“. Diese süße Flohmarkterrungenschaft hat mich nur wenige Tage begleitet, weil ich es so sehr verschlungen habe. Die Geschichte aus der Sicht des namenlosen Zeitreisenden war sehr faszinierend und spannend und überraschte an vielen Stellen. Meine Erwartung, dass in Zukunft und Vergangenheit durch die Gegend gereist wird, wurde leider sehr früh gebrochen, doch die Zukunftsbeschreibungen allein waren schon so spannend, dass ich mich nicht lange darüber ärgern konnte. Die Welt hat sich verändert und mit ihr die Menschen. Der Zeitreisende versucht seine Beobachtung durch mehrere Theorien zu erklären, vor allem warum sich die Menschheit so entwickelt hat. Ich versuche eine Theoie etwas zu beschreiben: die Menschen haben sich in zwei Arten entwickelt: ambitionierte Nachfahren von uns haben Leid, Ängste und Krankheiten ausgerottet und somit wurden die Menschen faul und unselbstständig. Arbeit wurde etwas Fremdes für sie und auch wie man Häuser repariert wussten sie irgendwann nicht mehr. Gegensätzlich zu den schönen und hilflosen Eloi stehen die hässlichen und wilden Morlocks. Diese Menschen haben sich wieder zu affenartigen Wesen „zurück“entwickelt und leben in den dunklen Tiefen der Kanalisation. Durch den Zeitreisenden erklärt Wells, dass diese evolutionäre Verwandlung durch Klassentrennung geschehen sein musste. Die reinen Eloi, die sich aller Arbeit entlehnten, unterdrückten einst die Morlock-Menschen, die repräsentativ für die Arbeiterklasse stehen. Diese legten irgendwann die Arbeit nieder und blieben im Dunkel ihrer unterirdischen Arbeitsstädten verborgen. Aus den mächtigen Eloi, den Unterdrückern wurden hilflose Schwächlinge und aus den kräftigen Arbeitern entwickelten sich wilde, menschenfressende Tiere, die nun die Überweltler bedrohten.
Die Erzählung stützt sich aber nicht nur auf die gesellschaftskritischen Elemente. Es geschehen immer wieder Wendungen, die man manchmal ahnt, die manchmal jedoch vollkommen überraschend eintreten und mich auch emotional sehr berührten.
Ich spreche aus Überzeugung wenn ich sage, dass es nicht mein letzten Wells Buch gewesen sein wird.